Thema Karies

Wissenswertes

Fläschchenkaries

Wie wird Fläschchenkaries verursacht?

Damit Karies entstehen kann, müssen mehrere Faktoren zusammen kommen:
Es müssen kariesverursachende Bakterien (z.B. Streptococcus mutans) vorhanden sein. Diese werden in der Regel von den Eltern auf die Kinder übertragen.
Die Bakterien müssen „Nahrung“ haben. Dies sind Kohlenhydrate, vor allem Zucker, der von den Bakterien
zu Säure umgewandelt wird. Diese Säure löst den Zahn langsam auf.
Die Bakterien brauchen Zeit, um ihr zerstörerisches Werk zu tun.

Durch dauerhaftes Trinken aus Nuckelflaschen, Trinklernbechern, Schnabelbechern, Sportlerflaschen und auch Strohhalmen etc. – kurz aus allem, was eine kleine Öffnung zum Trinken hat, werden diese Kriterien schnell erfüllt. Auch durch sehr intensives Stillen über den 6. Lebensmonat hinaus, also zu dem Zeitpunkt, wenn die ersten Zähne kommen, kann eine Early-Childhood-Caries ausgelöst werden.

Der Trinkvorgang aus solchen Flaschen dauert wesentlich länger als wenn aus einem Glas oder einer Tasse getrunken wird. Außerdem wird den Kindern die Flasche oder der Trinklernbecher oft selbst überlassen, sie trinken immer wieder kleine Mengen. Um die entstehenden Säuren zu neutralisieren, braucht der Speichel 30 min. So lange nach dem Trinken kann also die Säure den Zahn „auflösen“. Wird immer wieder ein kleiner Schluck getrunken, ist der Speichel gar nicht mehr in der Lage, diese Säure zu neutralisieren und es kann ständig Zahnsubstanz „aufgelöst“ werden. Die Karies schreitet rasch fort. Besonders schnell geht dieser Prozess, wenn nachts zuckerhaltige Getränke getrunken werden. Nachts ist der Speichelfluss stark eingeschränkt, so wie auch unsere übrigen Körperfunktionen. Die Säure kann also noch schneller ihr Werk tun.

Wie macht sich ein Fläschchen-Karies bemerkbar?

Die typische Fläschchenkaries beginnt an den oberen Schneidezähnen. Am Anfang sieht man oft weiße Linien auf diesen Zähnen, die entlang des Zahnfleischsaumes verlaufen. Dies sind bereits Entkalkungen durch die Säure. In diesem Stadium kann der weitere Verlauf meistens noch aufgehalten werden.

Diese weißen Stellen entwickeln sich weiter zu sichtbaren kariösen Defekten. Manchmal bildet sich die Karies zunächst auf der Zahnrückseite als braune Stellen und wird von den Eltern gar nicht bemerkt. Breitet sie sich auf die Zahnvorderseite aus, ist der Prozess meistens schon sehr weit fortgeschritten.

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Im weiteren Verlauf verlieren die Zähne immer mehr Substanz, brechen teilweise in kleinen Stücken ab. Die Kinder haben meistens Schmerzen, was man z.B. daran beobachten kann, dass sie sich die Zähne nicht mehr putzen lassen wollen. Die Karies befällt dann auch die anderen Zähne im Oberkiefer und schließlich den Unterkiefer.

Durch die fortschreitende Karies kommt es zu Entzündungen zunächst der Zahnpulpa (Zahnnerv), später zu Fisteln (kleine Eiterpickelchen auf dem Zahnfleisch) und sogar zu eitrigen Abszessen (Schwellungen im Mund oder Gesichtsbereich). Ist es so weit gekommen, kann sich die Entzündung weiter ausbreiten und sogar zu einer lebensbedrohlichen Hirnhautentzündung führen.

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Was tun, wenn es bereits zu Fläschchenkaries gekommen ist?

Ist es einmal zur Karies gekommen, muss dringend eine zahnärztliche Behandlung erfolgen, damit die Karies gestoppt wird, eventuelle Entzündungen und Schmerzen beseitigt werden und so viele Milchzähne wie möglich als Platzhalter für die bleibenden Zähne erhalten werden.

Das wichtigste Ziel ist es, die schon vorhandenen Zahnkeime der bleibenden Zähne zu schützen und deren ungestörten Durchbruch zu gewährleisten. Aber: Zähne mit Entzündungen im Wurzelbereich müssen entfernt werden, um die bleibenden Zahnkeime zu schützen.

Außerdem muss das Dauernuckeln sofort abgestellt werden, um weiteren Zahnschäden vorzubeugen. Sie müssen in diesem Falle sehr schnell handeln, da die Krankheit sehr schnell fortschreitet. Ersetzen Sie sofort die süßen Getränke durch Wasser oder ungesüßten Tee und erklären Sie Ihrem Kind warum Sie dies tun. Zuckerhaltige Getränke sollte es nur noch ausnahmsweise geben und dann auch nur aus dem Glas, Becher oder Tasse und nur zu den Mahlzeiten, wenn anschließend sowieso die Zähne geputzt werden.

Tipps zum endgültigen Entwöhnen von der Flasche finden Sie im Kapitel „Nuckel und Nuckelflasche abgewöhnen“.

Karies in verschiedenen Schichten und Bereichen

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2 bleibender Zahn_r

Zähne bestehen im wesentlichen aus drei Schichten

Zahnschmelz: äußere sichtbare Schicht des Zahnes. In dieser Schicht befinden sich keine Nervenzellen, sie ist schmerzunempfindlich und stellt die härteste Substanz des Körpers dar.
Dentin: oder Zahnbein ist die mittlere Schicht des Zahnes. Diese Schicht wird von dünnen Ausläufern des Zahnnerven durchzogen, die mit dem Zahnnerven in Verbindung stehen. Diese Schicht ist schmerzempfindlich. Meistens umso mehr, je näher man dem Nerven kommt.
Pulpa (oder Zahnnerv): Stellt das Zentrum des Zahnes dar. Außer dem Zahnnerv befindet sich hier auch die Blutversorgung des Zahnes.

Der Milchzahn (oberes Bild) ist grundsätzlich genauso aufgebaut wie der bleibende Zahn (unteres Bild). Unterschiedlich sind nur die Schichtdicken. So ist beim Milchzahn die Zahnpulpa (Zahnnerv, innere Schicht) erheblich größer und ausgedehnter als beim bleibenden Zahn. Dafür ist die Schmelz- und Dentinschicht (äußere und mittlere Schicht) umso dünner. Außerdem sind die Wurzeln bei Milchbackenzähnen weiter auseinander gespreizt als bei bleibenden Zähnen. Auch der mikroskopische Aufbau der Schmelz- und Dentinschicht ist anders, so dass z.B. Kunststoffe sich am Milchzahn schlechter befestigen lassen.

Es ist also nicht verwunderlich, dass bei Milchzähnen die Karies schneller den Zahnnerv erreicht als bei bleibenden Zähnen und somit schneller endodontische (den Zahnnerv betreffende) Behandlungen notwendig werden. Im folgenden Text wird beschrieben, welche Behandlungen bei fortschreitender Karies erforderlich sind.

Karies im Zahnschmelzbereich und in der äußeren Dentinschicht

Ist die Karies auf den Zahnschmelz begrenzt oder reicht sie nur wenig ins Dentin hinein, kann eine Füllung an dem Zahn gelegt werden. Gerade Karies, die im Zahnzwischenraum entsteht, ist oftmals nur sehr schwer zu erkennen. Als Hilfsmittel können wir die Zähne mit einer speziellen Kaltlichtsonde untersuchen, bei der die Zahnzwischenräume sehr gut ausgeleuchtet werden können.

Die endgültige Diagnose kann in den meisten Fällen jedoch nur mit einem Röntgenbild erfolgen. Damit erkennt man auch die genaue Ausdehnung der Karies und des Zahnnerven und kann so die Behandlung genau planen. Gerade bei Milchzähnen ist es besonders wichtig zur differenzierten Diagnostik Röntgenbilder anzufertigen.

In unserer Praxis verwenden wir ausschließlich digitale Röntgentechnik, die nur eine sehr geringe (ca. 80% reduzierte) Strahlenbelastung darstellt.

Karies in der tiefen Dentinschicht

Reicht die Karies bis in die tiefe Dentinschicht hinein, geht sie also bis kurz vor den Nerv oder berührt diesen schon, ist eine Füllung in der Regel nicht mehr möglich. Durch die kleinen Kanälchen im Dentin sind die Bakterien in den meisten Fällen schon bis zum Zahnnerv vorgedrungen und haben diesen infiziert.
Versorgt man auf einen solchen Zahn einfach mit einer Füllung, breitet sich die Entzündung im Zahnnerv weiter aus, und er „stirbt“ langsam ab. Im weiteren Verlauf bilden sich Fisteln (kleine Eiterpickelchen) oder sogar Abszesse (Schwellungen), was meistens Zahnverlust zur Folge hat. Bei einer so tiefen Karies muss ein Milchzahn mit einer Pulpotomie behandelt werden.

Karies bis zum Zahnnerv

Reicht die Karies bereits bis zum Zahnnerv, hat sich die Entzündung in der Regel auch schon in das Nervengewebe, das in den Wurzeln liegt, ausgebreitet. Eine Pulpotomie ist in diesen Fällen nicht mehr möglich. Nun muss auch das Nervengewebe im Wurzelbereich mitbehandelt werden.

Pulpotomie

Bei einer Pulpotomie wird im Zahnkronenbereich das infizierte (entzündete) Nervengewebe entfernt, die Blutung gestillt und der Zahn mit einem speziellen Zement aufgefüllt, der ein beruhigendes Medikament enthält. Diese Art der Behandlung ist ausschließlich am Milchzahn durchführbar.

Da ein solcher Zahn sehr geschwächt sein muss, und es sehr wichtig ist, einen bakteriendichten, dauerhaften Verschluss zu erzielen, sollte der Zahn bevorzugt mit einer Kinderkrone versorgt werden. (siehe Kapitel Kinderkronen). Dies ist besonders bei kleinen Kindern sehr wichtig, da der Zahn noch lange Zeit halten muss.

Bei älteren Kindern kann schon eher mal versucht werden, den Zahn noch mit einer Füllung zu versorgen, da die Verweildauer im Mund ohnehin nicht mehr lang ist.

Um eine Pulpotomie durchführen zu können, muss der Zahn noch eine Wurzellänge von mindestens 2/3 seiner ursprünglichen Länge aufweisen, er muss noch fest sein (d.h. er darf nicht wackeln), es dürfen keine Fisteln oder Abszesse vorhanden sein und es darf keine sichtbare Entzündung im Röntgenbild zu erkennen sein.

Wurzelbehandlung

Bei einer Wurzelbehandlung wird das komplette Nervengewebe in der Zahnkrone und in den Wurzeln entfernt, anschließend wird der entstandene Hohlraum mit einer speziell auf den Milchzahn abgestimmten Wurzelfüllpaste aufgefüllt. Diese Wurzelfüllpaste muss sich zusammen mit der Milchzahnwurzel ungestört auflösen können, um einen normalen Zahnwechsel zu ermöglichen. (Bei bleibenden Zähnen wird hier ein ganz anderes Material verwendet, welches über viele Jahre hinweg stabil sein muss um auf Dauer einen dichten Verschluss zu gewährleisten.)
Anschließend sollte der Zahn ebenso wie nach der Pulpotomie mit einer Kinderkrone versehen werden, aus den schon oben genannten Gründen.
Um eine Wurzelbehandlung am Milchzahn durchführen zu können, muss der Zahn noch eine Wurzellänge von mindestens 2/3 seiner ursprünglichen Länge aufweisen, er muss noch fest sein (d.h. er darf nicht wackeln) es darf kein Abszess vorhanden sein und es darf keine sichtbare Entzündung im Röntgenbild zu erkennen sein. Zähne mit Fisteln, die erst kurze Zeit bestehen und alle anderen genannten Kriterien erfüllen, können oftmals mit einer Wurzelbehandlung gerettet werden.

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Entzündung über die Wurzel hinaus

Hat sich die Entzündung bereits in den Kieferknochen ausgebreitet, sieht man dies auf einem Röntgenbild daran, dass an der Wurzelspitze oder zwischen den Wurzeln dunkle Stellen zu erkennen sind, die keine Knochenstruktur mehr aufweisen. Manchmal haben sich die Wurzeln auch bereits selbst ein Stück aufgelöst. Solche Zähne sollten schnellstmöglich entfernt werden, da der Zahnkeim des bleibenden Zahnes sehr dicht unter dem Milchzahn liegt und durch die Entzündung geschädigt werden kann. Außerdem streuen solche Entzündungen Bakterien in den Körper und verursachen häufig Infektionen. Im Mund erkennt man oftmals nichts als einen stark kariösen Zahn.
Es können aber auch Symptome auftreten wie Fisteln (Eiterpickelchen), Schwellungen (Abszesse) oder auch Gesichtsschwellungen (die bekannte dicke Backe). Spätestens dann ist der schnelle Gang zum Zahnarzt dringend nötig, denn solche Schwellungen können sich weiter ausbreiten und bis zur lebensbedrohlichen Meningitis (Hirnhautentzündung) führen.

Folgeschäden bei Nichtbehandlung

Leider werden auch heutzutage immer noch viele schmerzhafte Milchzähne einfach „aufgebohrt“ und oftmals über Jahre hinweg so belassen. Aufgrund der vielen negativen Folgen kann dies nicht mehr akzeptiert werden.

Negative Folgen eines „offen gelassenen“ Milchzahnes:

  • Hindernis beim Zähneputzen (Schlupfwinkel für Nahrungsreste und Bakterien)
  • Schmerzen beim Putzen
  • Entstehung von üblem Mundgeruch,, dadurch Probleme bei sozialen Kontakten (Kinder werden gehänselt)
  • Probleme beim Essen
  • Ausbreitung von Kariesbakterien im gesamten Mundraum
  • Entstehung von Pulpapolypen
  • Ausbreitung der Entzündung zum nachfolgenden Zahnkeim dadurch Schädigung des Zahnkeims des nachfolgenden Zahnes
  • Ausbreitung der Entzündung in den Gesamtorganismus, dadurch z.B. häufige Infekte
  • Ausbreitung der Entzündung bis zur lebensbedrohlichen Meningitis (Hirnhautentzündung)

Welche Folgeschäden sind zu erwarten?
Ist ein Zahn zu stark zerstört oder entzündet, kann er nicht mehr erhalten werden. Es kommt zum vorzeitigen Zahnverlust.

Dadurch kann es zu entsprechenden Folgeschäden kommen:

  • Einschränkung der Ästhetik
  • Gestörte Kaufunktion
  • Sprachprobleme oder auch Probleme bei der Sprachentwicklung
  • Platzprobleme für die bleibenden Zähne
  • Schäden an den bleibenden Zähnen z.B. Flecken auf dem Zahnschmelz, Deformationen u.ä.
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